Hat jemand, der einen Menschen getötet hat, eine zweite Chance verdient? Sehr persönlich erzählte am 13. und 14. Oktober 2016 Johannes Kneifel als Gast im Religionsunterricht Schülerinnen und Schülern der Klassen 10 bis 12 aus seinem Leben. Was brachte ihn als Jugendlichen in die rechte Szene, in deren Sumpf aus Alkohol und Gewalt er versank, bis er schließlich als 17–Jähriger einen Menschen zu Tode prügelte? Welche Perspektive hat ein solcher Mensch noch? Der Referent erzählte vom Alltag im Gefängnis, von der Hoffnung, die man immer wieder schöpft, und den guten Vorsätzen, sein Leben zu ändern – aber auch von der Akte, die einen auf die Vergangenheit festlegt, und von der Spirale aus Gewalt und Ausweglosigkeit. Sehr eindrücklich schilderte Johannes Kneifel, was es bedeutet, dann Vergebung zu erfahren, und wider alle Erfahrung und Prognosen doch eine zweite Chance zu bekommen und diese zu ergreifen. Auch auf sehr persönliche Fragen wie etwa nach der eigenen Schuld und der Verantwortung Anderer oder das belastete Verhältnis zu den Eltern bekamen die Schülerinnen und Schüler Antworten. Für alle Zuhörenden eine ungewöhnliche Begegnung. 90 Minuten, die keine leichte Kost, aber eine große Bereicherung waren. (So)