Eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern des zweistündigen Musikkurses der Jahrgangsstufe 12 und ihre Musiklehrerin unternahmen im Juni 2018 eine viertägige Fachexkursion nach Wien. Nach einer langen Anreise mit der Bahn erkundeten wir am ersten Abend die nähere Umgebung auf einem Spaziergang von unserer Jugendherberge in der Myrthengasse zum 1. Bezirk – über das Museumsquartier, den Maria-Theresia-Platz, den Volksgarten, die Hofburg, die Ringstraße und den Rathausplatz – und ließen den Abend mit einem gemeinsamen Essen ausklingen.

Der Vormittag des zweiten Tages begann mit einer Stadtführung unter dem Motto „Versteckte Höfe und Plätze: auf den Spuren berühmter Komponisten“: Vom Stephansdom aus spazierten wir unter anderem zum Mozarthaus in der Domgasse, zu verschiedenen Kirchen und Häusern, in denen berühmte Werke von Haydn, Mozart, Schubert und Beethoven uraufgeführt wurden, und beendeten den Rundgang bei der Wiener Staatsoper. Im Anschluss an die Stadtführung besichtigten wir die „Secession“, ein von Joseph Maria Olbrich 1897/98 errichtetes Ausstellungsgebäude der gleichnamigen Künstlervereinigung, mit dem berühmten „Beethovenfries“ (1902) von Gustav Klimt. Nach einem gemeinsamen Mittagessen auf dem Naschmarkt (mit Ausblick auf die Jugendstilhäuser des Architekten Otto Wagner an der Linken Wienzeile) besuchten wir eine Vorstellung der Ballettakademie der Wiener Staatsoper: In dieser etwa zweistündigen Aufführung mit dem Titel „Der Zauberlehrling und seine Freunde“ (Musik: u.a. Paul Dukas: L‘apprenti sorcier) konnten wir beeindruckende tänzerische Leistungen von Ballettschülerinnen und -schülern im Alter von etwa acht bis zwanzig Jahren bewundern. Nach der Ballettvorstellung besuchten wir das „Mozarthaus Vienna (Figarohaus)“, in dem Wolfgang Amadeus Mozart mit seiner Familie von 1784 bis 1787 lebte und wo er unter anderem seine Oper „Die Hochzeit des Figaro“ komponierte.

Am dritten Tag unserer Fachexkursion fuhren wir nach Heiligenstadt, einem ehemaligen Vorort Wiens (heute Teil der Stadt), der durch Ludwig van Beethoven Berühmtheit erlangte: Beethoven verbrachte auf Anraten seines Arztes dort mehrere Kuraufenthalte, da er sich in dem damals berühmten Bad Heilung von seinem Gehörleiden erhoffte. Hier schrieb er im Herbst 1802 das berühmt gewordene „Heiligenstädter Testament“ nieder, eine (an seine Brüder gerichtete) erschütternde „Lebensbeichte“ über seine fortschreitende Ertaubung und die damit einhergehenden zwischenmenschlichen, künstlerischen und psychischen Schwierigkeiten. Wir begannen unseren Rundgang durch Heiligenstadt beim Haus Wollergasse 10 auf der Hohen Warte – dem letzten Wohnhaus des Komponisten Gustav Mahler – und spazierten durch den Heiligenstädter Park zum Beethovenmuseum in der Probusgasse 6, wo wir einen umfassenden Einblick in Beethovens Leben und Werk sowie die politischen und gesellschaftlichen Umstände seiner Zeit erhielten. Auf dem Heimweg besichtigten wir auch noch das Geburtshaus Franz Schuberts in der Nußdorfer Straße. Nach einer Mittagspause und etwas Zeit zur freien Verfügung besuchten wir das „Haus der Musik“, ein interaktives Museum, das sowohl historische und künstlerische als auch naturwissenschaftliche Aspekte der Musik beleuchtet. So konnten wir z.B. in der sogenannten „Sonosphäre“ das Phänomen „Klang“ aus physikalischer Sicht betrachten (Möglichkeiten der Klangerzeugung; Veränderung eines Klangs auf dem Weg durch verschiedene Teile des menschlichen Ohrs; Klänge, die ein Fötus im Uterus hört; usw.). Andere Räume des Museums sind berühmten Wiener Komponisten (Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Franz Schubert, Johannes Brahms, Gustav Mahler, Johann Strauß, Arnold Schönberg, Alban Berg, Anton Webern) und den Wiener Philharmonikern gewidmet. Ein besonderes Vergnügen war es für uns, als „virtueller Dirigent“ auf einer großen Leinwand die Wiener Philharmoniker zu „leiten“: War es uns gelungen, ein Stück gut zu dirigieren, honorierten die Orchestermusiker dies mit Applaus – wenn nicht, kommentierten sie unser Dirigat mit bissigen Bemerkungen und gingen kopfschüttelnd von der Bühne. Am letzten Tag unserer Fachexkursion besuchten wir am Vormittag das „Café Central“ im Palais Ferstel (eröffnet 1868), das einst als wichtiger Treffpunkt der Wiener Literaten, Künstler und Intellektuellen im Fin de Siècle und während der Zeit der Ersten Republik galt. Zu den Stammgästen damals zählten z.B. Peter Altenberg, Hermann Bahr, Hugo von Hofmannsthal, Oskar Kokoschka, Karl Kraus, Arthur Schnitzler und Stefan Zweig. Zwar haben wir dort leider keine schreibenden Dichter mehr angetroffen, jedoch die Atmosphäre des schönen Raumes und die köstlichen Wiener Spezialitäten sehr genossen. Danach hieß es leider bereits Abschied nehmen von Wien.

Nach einer langen Zugfahrt, welche die Schülerinnen und Schüler unter anderem dazu nutzten, noch ein paar Interviews für einen ihrer Abi-Filme zu führen, kamen wir gegen Abend wohlbehalten wieder in Stuttgart an. Herzlichen Dank an alle Eltern und an die Schulleitung, dass Sie uns diese Fachexkursion ermöglicht und uns bei der Vorbereitung und Durchführung unterstützt haben! (Bm)