Nach langer Hinfahrt im Doppeldecker-Bus gelangten wir zum Reichsparteitagsgelände. Bei einer Führung durch das Gelände sahen wir die Kongresshalle, welche nicht einmal fertiggestellt hätte werden können aufgrund einer unmöglichen Konstruktion des Flachdaches. Das Gebäude, als Kongresszentrum der NSDAP gedacht, erscheint mit seiner U-Form kolossal, protzig und einschüchternd, wobei eine eindeutige Orientierung am Kolosseum in Rom erkennbar wird. Die 1939 fertiggestellte Große Straße diente der NSDAP zum Aufmarsch und bildet eine zentrale Achse des Geländes, wobei sie auf die mittelalterliche Kaiserburg ausgerichtet ist. Somit soll eine Verknüpfung zwischen dem Reichstag und dem Heiligen Römischen Reich entstehen. Das Deutsche Stadion, befindlich neben der großen Straße, sollte mit einer Höhe von etwa 80 Metern und einer Grundfläche von 25000 Quadratmetern sowie einem Fassungsvermögen von über 400000 Plätzen für Zuschauer das bei weitem weltweit größte Stadion werden. Jedoch gelang bis zum Beginn des Krieges nicht einmal die vollständige Aushebung der Baugrube, welche schließlich eingestellt wurde, worauf diese mit Grundwasser volllief. Am südlichen Ende der großen Straße befindet sich das Märzfeld, dessen Bau zwar begonnen wurde, das aber ebenfalls nie fertiggestellt wurde. Es sollte der Inszenierung der Einheit und Geschlossenheit der Wehrmacht dienen, auch im Zusammenhang mit der Wiedereinführung der Wehrpflicht durch die NSDAP.

Nach Ende der Besichtigung des Geländes hatten wir Freizeit zum Essen und zum Anschauen des Dokumentationszentrums bis zur nächsten Führung durch den Justizpalast Nürnberg. Diesem kam eine wichtige Rolle in den Nürnberger Prozessen gegen die Hauptkriegsverbrecher zu, deren Sinn darin bestand, führende Repräsentanten des Dritten Reichs für ihre Taten zur Rechenschaft zu ziehen. Im so genannten Schwurgerichtssaal 600 fanden sowohl die Hauptkriegsverbrecherprozesse als auch später die Nachfolgeprozesse statt. Unsere Referenten erklärten uns auf eindrückliche Weise die rechtlichen Grundlagen sowie interessante Einzelheiten zum Ablauf der Prozesse.

Es war ein langer Tag mit viel Busfahrt, der uns aber doch den Größenwahn der Nationalsozialisten und die Schwierigkeiten bei der Entnazifizierung sehr eindrücklich vor Augen geführt hat. (Mike Heilmann, Kl. 12)