Am Mittwoch, den 01. Februar 2023 ging es für den Französisch Leistungskurs der Jahrgangsstufe 2 in Begleitung von Frau Garke zur Filderhalle nach Leinfelden-Echterdingen. Dort wurde das Theater „L´hôte“ vorgeführt, welches auf dem gleichnamigen Buch von Albert Camus basiert und das aktuelle Thema des Französisch LKs darstellt. Pünktlich um 18:00 Uhr begann das Ein-Mann- bzw. Ein-Frau-Theaterstück.

Die Schauspielerin Natalie Cellier verkörperte in dem Stück alle drei Hauptpersonen originalgetreu auf Französisch. Zudem übernahm sie auch die Rolle des Erzählers ein, den sie stets mit gleichbleibender Mimik und ohne große Gestik darstellte. Hierbei viel auf, dass auch Daru, ein Franzose, der in Algerien geboren ist und dort lebt (ein sogenannter „pied-noir“), von ihr sehr gleich dargestellt wurde. Dies war wenig verwunderlich, da dieser sowohl im Buch als auch im Theaterstück die Hauptperson der Geschichte ist. Den Charakter Balducci, ein alter Gendarm, der ebenso wie Daru ein pied-noir ist, stellte sie hingegen mit einem algerischen Akzent und weiten Gestiken dar. Dies stand stark im Kontrast zu der Verkörperung des letzten Charakters, der selbst im Buch nur „der Araber“ genannt wird. Den Namenlosen brachte sie als einen eher verängstigten und unterwürfigen Mann zum Leben. Auch diese Darstellung ist schlüssig im Kontext der Geschichte.

L´hôte spielt in Algerien zu Zeiten, als dies noch eine Kolonie Frankreichs war. Hierbei herrschte eine klare Hierarchie, bei der sowohl die Franzosen als auch die pied-noirs den Algeriern klar überlegen waren und diese zudem ungerecht und schlecht behandelten. In der Geschichte ist Daru ein Lehrer, der nicht nur arabische Kinder unterrichtet, sondern ihnen und ihren Familien, die Opfer einer großen Trockenheit wurden, auch in der Not half. Selbstverständlich ist das ein untypisch gütiges Verhalten, welches Daru an den Tag legt. Als eines Tages Balducci, ein Bekannter Darus, auftaucht mit einem namenlosen Araber im Schlepptau, befindet sich Daru blitzschnell in einem moralischen Dilemma. Balducci berichtet ihm, dass der Araber seinen eigenen Cousin umgebracht habe. Daru solle hierbei den Namenlosen erst bei sich behalten und ihn anschließend in das Gefängnis in Tinguit ausliefern. Angesichts der stark ausgeprägten Moral des Lehrers sowie auch seiner Verbundenheit zu dem algerischen Volk, schlägt er den Befehl erstmals vermehrt aus. Schlussendlich willigt er aber ein, den Araber bei sich zu behalten. Zum Höhepunkt kommt es, als sich Daru nach langem Hadern dazu entschließt, den Gefangenen freizulassen und ihm Proviant und Essen mitgibt. Des Weiteren zeigt er ihm zum einen den Weg, der ihn zum Gefängnis in Tinguit führe und zum anderen den Weg, der ihn zu einem Nomadenstamm bringen werde. Dort könne er frei leben. Sowohl zu Darus Überraschung als auch zu der des Lesers/Zuschauers wählt der Araber nach einem langen Moment der Unentschlossenheit den Weg, der ihn ins Gefängnis bringt. Hier endet die Geschichte.

Natalie Cellier arbeitete mit wenigen Requisiten, lediglich ein hoher Sitzhocker, ein Feuerzeug sowie ein kleineres Seil begleiteten sie während ihrer Vorstellung. Gelegentliche Änderungen des Lichtes brachten Abwechslung in die Vorstellung. Mal fokussierte sich das helle, warme Licht, welches zuvor die gesamte Bühne erleuchtete, ganz auf sie. Mal wurde es blau, wodurch nachdenkliche Momente untermalt wurden. Hierzu kamen gelegentliche Echoeffekte hinzu, die zu dieser Untermalung beisteuerten.

Alles in allem war es eine gelungene Theatervorführung, die in ihrer minimalistischen Darstellung bei den zahlreichen Zuschauern großen Eindruck schinden konnte. (Vivien Pototzki, Kl. 12)