Am 20.03.23 besuchten die Schüler*innen der 9. Klassen die KZ-Gedenkstätte Dachau, begleitet wurden sie von ihren Geschichts-, Religions- und Ethiklehrkräften. Anni Lotte Englert (Kl. 9d) berichtet von ihren persönlichen Erlebnissen und Eindrücken des Exkursionstages:

Der Ausflug zur Gedenkstätte Dachau startete früh am Morgen um 7 Uhr. Die Stimmung der Schüler*innen war zur frühen Stunde gemischt. Während manche ihren unterbrochenen Schlaf fortführten oder einfach nur mit Musik vor sich hindösten, führten andere Gruppen auch Gespräche. Auch wenn alle Schülerinnen und Schüler wussten, es war kein Ausflug zum Spaß, sondern eine Exkursion an einen prägenden sowie grausamen historischen Ort, realisierten wir das noch nicht wirklich. Zu groß war die Aufregung und zu weit schien dieser Ort von unserem Alltag entfernt zu sein. Umso stärker holtee uns später die bedrückende Stimmung ein.

Als wir ankamen, wurden wir in drei Gruppen mit je einer Referent*in eingeteilt. Im Nachhinein erfuhren wir, was für unterschiedliche Geschichten und Eindrücke jede Gruppe aufgrund der unterschiedlichen Referent*innen vermittelt bekam.

Trotzdem startete jede Gruppe gleich: am Ankunftsbahnsteig, an welchem die Häftlinge nach den grausamen Torturen der Fahrt ausstiegen. Wir konnten noch die Schienen der Gleise und einen Steinblock, welcher die Reste des Steiges darstellt, sehen.

Als wir uns nun um 180° drehten, erstreckte sich vor uns der Torbogen mit den Gittertüren aus Eisen und der bekannten Aufschrift „Arbeit macht frei“. Hinter diesem Tor war ein riesiger Kieselplatz zu sehen, der Appellplatz. Ob es die Größe des Platzes war, welche ihn so grausam und eindrucksvoll wirken ließ, oder die Vorstellung, alle Häftlinge dort versammelt zu sehen, ist unklar. Klar wurde uns jedoch die gigantische Größe des Platzes, als wir über die knirschenden Kiesel hinüber zu den Mahnmahlen liefen, die wir bereits im Unterricht thematisiert hatten.

Das Mahnmal, welches von Künstlern sowie Zeitzeugen geschaffen wurde, erinnert bei dem Versuch, das Geschehene nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, an die Opfer der Konzentrationslager und des Holocausts. Das Monument setzt sich aus mehreren Elementen zusammen, welche jeweils eine bestimmte Bedeutung besitzen. Beispielsweise eine Senkung in der Erde, welche die exakte Tiefe der ersten Gaskammer in Auschwitz besitzt, oder große Steinpfeiler, die den tödlich geladenen, unüberwindbaren Stacheldrahtzaun symbolisieren.

Danach wurde unsere Gruppe zum Wirtschaftshaus geführt, in welchem, wie der Name schon sagt, die Verwaltung des Lagers stattfand. Auch ist dies der Ort, an welchem die Neuankömmlinge ihr Hab und Gut abgeben mussten und nur mit einer blau-weiß gestreiften Uniform und einer Zahlenfolge statt eines Namens in den Häftlingsalltag starten mussten. Hinter diesem Gebäude befindet sich der sogenannte Bunker, der weder unter der Erde liegt, wie der Name annehmen lässt, noch als Rückzugsort geeignet ist. Es ist ein unglaublich schmales, relativ niedriges Gebäude, und als wir es betraten, wurde uns die Wortherkunft des Spitznamens sofort klar. Das Lagergefängnis, in welchem wir uns befanden, diente als eine Art Folterkammer. Für jeden wird diese Erfahrung vermutlich anders gewesen sein, ich persönlich war unglaublich erleichtert, dieses bedrückende und außerordentlich kalte Gebäude zu verlassen.

Wir liefen weiter, über den Appellplatz, vorbei an den zwei rekonstruierten Holzbaracken, in welchen die Häftlinge lebten, parallel an dem Zaun entlang. Unsere Gruppe durchlief nun ein Tor, hinter dem sich zwei der grausamsten Gebäude des Konzentrationslagers befinden: Die sechs Krematorien, verteilt auf zwei Gebäude, und die Gaskammer, welche zwar nie zur Massenvernichtung verwendet wurde, aber durch Kampfgastests trotzdem für unglaublich viele Opfer sorgte. Schon vor den Gebäuden wurde uns das Grauen dieses Ortes bewusst. Genau an diesem Ort zu stehen, wo vor vielen Jahren so viele Menschen starben, berührte mich persönlich sehr.

Auf dem Weg zurück zum Wirtschaftshaus liefen wir an den Baracken vorbei, die eine Art weitere Gedenkstätte darstellen. Denn obwohl nur zwei dieser Baracken rekonstruiert wurden, wird jeder einzelne Grundriss aus Steinen angedeutet.

Drei Gotteshäuser (Moschee, Synagoge und Kirche) wurden auf den zur Besichtigung freistehenden Teilen des Lagers errichtet, um sowohl allen Besucher*innen und allen Angehörigen einen Ort des Gedenkens zu gewähren. Das Konzentrationslager Dachau wurde von einem Ort von Gewalt und Unterdrückung zu einem Ort des Gedenkens gemacht.

Wir danken der Schule und dem Förderverein für die Unterstützung, so dass die 9. Klassen diese Exkursion durchführen konnten. Mich persönlich hat der Besuch in der Gedenkstätte sehr ergriffen und die Exkursion wird bestimmt jede*r im Kopf behalten. (Anni Lotte Englert, Kl. 9d)